Ich habe eine Sache auf dieser Welt, oder bzw. in dieser Musikerwelt nie verstanden. Was finden so viele Frauen an Peter Steele, dem Sänger und Oberhäuptling der Düsterrockband Type’O’Negative so aufregend? Der Kerl ist ein vierschrötiger Kleiderschrank mit Arnold Schwarzenegger – Muskeln für Arme. Er ist leichenblass (gehört wohl zum Depri – Image) und hat einen verheerend, vulgären Zug um den Mund, dessen Winkel nonstop der Schwerkraft unterliegen. Sex Appeal – ich weiß  nicht so recht. Vielleicht ist es auch nur mein persönlicher Geschmack, der mich diesen Mann physisch eher abstoßen lässt, als dass er mich anzieht. Aber irgendwas muss er ja haben, denn ich habe Girls erlebt, die sich wegen ihm gegenseitig fast zerfleischt haben. Pete steht übrigens auf große, meist sehr dünne, schwarzhaarige Frauen, die imagegerecht gekleidet, der depressiven Lebensphilosophie folgen, zumindest nach außen hin. – Nun gut, ich bin groß und ich bin schwarzhaarig. Aber ich bin weder sehr dünn, nicht einmal schlank, und ich bin schon überhaupt nicht depressiv angehaucht, nach dem Motto – ‚jetzt geb’ ich mir selbst gleich die Kugel’.  Deshalb empfinde ich ehrlich gestanden, Konzerte dieser Band auch fast schon als Zumutung für meine gute Laune.
Aber Job ist Job, und der Rubel soll rollen. Also kam auch Type’O’Negative nicht an meinen Interview-Aufträgen vorbei – so geschehen im Winter des Jahres 2000. Nebenbei bemerkt, der Kerl war vor geraumer Zeit im Playgirl Magazin gefeatured worden, und zwar so wie Gott ihn schuf. Halleluja, konnte man da nur sagen. -

Ich fand mich also  zu gegebenem vereinbarten Zeitpunkt im Hilton Hotel am Tuchapark in München ein, um dort gleich mal freudigst festzustellen, dass eine alte Bekannte von mir als Vertreterin der Plattenfirma vor Ort die Dinge organisierte. Regine hieß sie und leitete seit geraumer Zeit die Promotion Abteilung  jenes Labels. Kennen gelernt hatte ich die Baden Würtembergerin allerdings schon einige Jahre vorher, wo sie noch für eine andere Firma jobbte. Nachdem wir verabredet hatten, uns später noch ausführlich zu unterhalten, (Frauen haben immer viel zu bequasseln) begleitete sie mich auf die Suite von Peter Steele. Himmel, diesem Baumfäller wollte ich wirklich nicht im Dunklen begegnen. Er erinnerte mich irgendwie an Graf Dracula mit seinen eigenartig, geformten spitzen Eckzähnen, die jedes Mal sichtbar wurden, wenn er sich selten genug, doch noch zu einem Lachen durchringen konnte.  Was mir sofort auffiel, war dieses Schachspiel, dass auf dem kleinen Beistelltisch stand. Der weiße Springer stand auf c4 und ein schwarzer Bauer auf  d3. Mr. Steele schien gerade erst ein Match mit sich selbst begonnen zu haben. -  Er sah mich aus diesen dunklen unergründlichen Augen an, fragte mich höflich, ob ich etwas trinken wolle und wartete auf meine erste Frage. –
Was ich in diesem Interview genau gefragt habe weiß ich leider nicht mehr. Aber es war eines dieser öden, ziemlich nüchternen und phantasielosen Gespräche mit einem Mann, der weder Humor noch Feinfühligkeit zu kennen schien. Sämtliche Antworten waren auf das Klischee der Band abgestimmt ohne Ausrutscher.– Einfach langweilig.  Also drückte ich nach ca. 15 Minuten auf die Stoptaste, bedankte mich für das Gespräch und machte mich daran meine sieben Zwetschgen wieder zusammen zu packen um möglichst schnell von hier zu verschwinden.

Peter - ziemlich unspektakulär
Fehlanzeige. Peter stand auf, hielt mich am Ärmel fest und meinte: „Eva ist ein wunderschöner Name. Wusstest du, dass er aus dem hebräischen kommt, und soviel wie – die Lebende – bedeutet?“ – Klar wusste ich das. Und im Gegensatz zu diesem halbtot - scheinenden  Zombie  Verschnitt, lebte ich tatsächlich. Peter ließ mich zu keiner Antwort kommen, zog mich zu sich her und drückte mir seine wulstigen, und irgendwie eklig-weichen Lippen auf den Mund. Ich war so perplex, dass ich für ein paar Sekunden nicht reagierte, was sich als Fehler erwies. Er hielt mich weiter fest und sagte mit dieser sonoren tiefen Stimme: „Wir fahren jetzt dann zum Venue, und ich würde mich freuen, wenn Du mit  kommst, damit wir vor dem Auftritt noch zusammen essen können.“ – Zu einer Antwort kam ich nicht. Denn in diesem Moment erschien Regine auf der Bildfläche um die Sitzung  zu beenden. Es warteten immerhin noch zwei weitere Vertreter von diversen Medien auf  ihren Einsatz. Ich ließ die Frage also offen, verabschiedete mich höflich und verließ die Suite, nicht ohne vorher im vorbei gehen die schwarze Königin des Schachspiels mitgehen zu lassen. Warum ich das getan hatte, wusste ich in dem Moment selbst nicht so recht.

Regine und ich hatten uns viel zu erzählen, logisch, wenn man sich seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Irgendwann fiel die Frage: „sag mal Eva, musst Du unbedingt noch einmal nach Hause vor dem Konzert? Du könntest mit uns im Bus zur Halle fahren. Du sparst Dir den Weg, und wir können noch jede Menge plaudern“. -  Ich gab mich geschlagen. Es war Winter, es war kalt draußen, und es schneite. Also warum nicht mit im warmen Bus direkt zum Venue kutschieren. Auch wenn dies Mr. Steele sicherlich im Glauben bestätigen würde, dass ich auf seine Einladung hin mitgefahren war. Aber das war mir in diesem Moment so ziemlich egal. 
Die anderen Jungs von Type’O’Negative waren lustige Zeitgenossen, zumindest was Johnny (Drummer) und Kenny (Gitarre) anging. Josh (Keyb.)  war ein Sonderling, der sich immer schnell zurück zog in sein Schneckenhaus und nur wenige Leute an sich heran ließ.
Nach einer weiteren Fotosession, die sich endlos hinzuziehen schien, machte sich endlich Aufbruchsstimmung breit. Im Bus, - neben mir, wie sollte es anders sein – Peter, der bereits besitzergreifend den Arm um meine Schultern gelegt hatte. Ich sah Regine an, sie sah mich an, - und wir mussten lachen. Keiner verstand’s. Die anderen dachten wahrscheinlich’ - altes Weibergeschwätz. – Vor Ort wurden zuerst die Garderoben angesteuert, die, nun ja, - nicht gerade den Ausbund an Exklusivität und Bequemlichkeit darstellten, aber in der not frisst der Teufel Fliegen, also was soll's. Das Essen - eine Katastrophe. Aber Peter verschlang gleich drei Riesensteaks, ohne den Beilagen große Aufmerksamkeit zu schenken. Verdammt noch mal, ich wollte endlich einen Pass. Ich konnte mich 0 bewegen, ohne Angst haben zu müssen, dass man mich raus schmiss. Aber wahrscheinlich war das genau die Strategie, mit der mich der Type'O.. Oberzipfel an die Kette legen wollte, damit ich ihm treu wie ein Dackel hinterher watschelte. Und jeder noch so unwichtige Rowdy würde den Eindruck gewinnen, ich wäre Peter Steeles neueste Eroberung für einen One Night Stand. –  Dass mich dank meiner langjährigen Tätigkeit hier in München, ohnehin jeder beim Namen kannte, brauche ich wohl nicht mehr zu erwähnen.


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Nein, ich musste was unternehmen, das stand fest. Ich kam mir wirklich vor wie die letzte Schlampe, die hinter einem Musiker her war und diesem nicht von der Seite wich. – Zurück vom opulenten Mahl, befanden sich in der Garderobe Gott sei dank auch der Rest der Truppe. Sir Peter schien das nicht so toll zu finden, ging zur Tür, sah mich an und sagte: „ich gehe noch mal zum Bus, um mich etwas hinzulegen, kommst Du mit?“ Sämtliche Augen richteten sich wie auf Kommando auf mich. Es entstand so etwas wie eine Sendepause. „Nein danke,“ winkte ich ab. „Ich bleibe lieber hier bei den anderen. Ist schon okay so“. – Peter schenkte mir ein etwas unzufriedenes Stirnrunzeln und verschwand mit einem undefinierbarem Grunzen.  Johnny und Kenny wollten noch mal ins Catering,  und ich schloss mich ihnen an. Kenny offensichtlich überdreht,  tanzte durch den Flur, sang laut vor sich hin und schien sich am allermeisten über sich selbst zu amüsieren. – Verrückter Kerl!  Johnny und ich hingegen setzten uns an einen Tisch und begannen eine ziemlich heiße Diskussion über Weltpolitik. – Nicht gerade ein Rock’n’Roll Thema, aber er kannte sich wirklich aus. Es war eines dieser ergiebigen Gespräche, wo man hinterher das Gefühl hatte, dass man sich wundervoll und gehaltvoll unterhalten hatte. -  Johnny war echt cool. Ich mochte ihn. Zurück in der Garderobe kam Kenny auf mich zu und drückte mir (endlich) einen Pass in die Hand. „Hier Babe“, meinte er. „Damit Du von unserem Goliath unabhängig bist. Der vernascht dich sonst noch im Stehen vor der Show, so scharf wie er auf dich ist. Damit kannst du dich wenigstens frei bewegen und fortlaufen, falls du dich bedrängt fühlst“. Sprachs und grinste breit übers ganze Gesicht. Dann fügte er noch schnell und  leise hinzu: „ich helfe dir, wenn’s drauf ankommt, don’t worry!“ - Und das tat er viel später dann auch noch, - aber ganz anders als vorher gesehen.
Stage Time! Ich begab mich ins Publikum, um mir die Show anzusehen. Peter sah ich nicht mehr davor. -
Zwei Stunden und 100 depressive Anwandlungen später!


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     Also ich konnte mir nicht helfen. Für ein Konzert von Type’O’Negative muss man viel Humor aufbringen, um es halbwegs unbeeinträchtigt zu überstehen. Aber es war überstanden, und ich überlegte, was jetzt zu machen sei. Ach ja, -meine Tasche befand sich noch  in der Garderobe. Ich machte mich auf dem Weg nach oben, öffnete die Tür, um wie sprachlos anzuwurzeln. Da saß er, der große Peter Steele, umgeben von mindestens zwanzig Schönen der Nacht, die ihn willenlos anhimmelten und mit glänzenden Augen  seinen beschwörenden Erzählungen lauschten. – Scheiße, - da wollte ich jedenfalls nicht dazu gehören, das war sicher. – Wo war nur meine Tasche? – Pete bedeutete mir herein zu kommen, die Tür zu schließen und mich zu setzen. – Zu all denen hier ? - Nie!!! ich also: „Ach weißt Du, ich wollte nur nach meiner Tasche schauen. Die müsste hier noch irgendwo herum liegen.“ – „Meinst Du die da?“ fragte er, und hob das Ding hoch, das hinter ihm am Boden gelegen hatte. – „Hol sie Dir doch“. -  „Nein, ist schon okay, ich hol’ sie mir später. Ich will nicht stören“, redete ich mich heraus und machte mich schleunigst dran, das Feld zu räumen. „Du bleibst jetzt da !“ brüllte er fast schon im Befehlston. Aber ich hatte die Türe bereits geschlossen und eilte in den Catering Bereich. Kenny grinste mich an. Er schien irgendwie zu wissen, was mein Problem war. Er schenkte mir ein Glas Wein an und wir stießen im stillen Einverständnis an. „I get your bag“, meinte er nur.  -  Langsam aber sicher verabschiedeten sich die Aftershow Gäste, und ich begann Ausschau zu halten, bzw. zu überlegen, wie ich denn zurück käme. Es war  spät, so in etwa 0 Uhr 30. Und es schneite noch immer draußen – „Hey, Eva, ich wollte dich was fragen“, rief  Regine, die sich endlich loseisen konnte, von all den oberwichtigen Möchtegern-Business-Freaks. „Sag mal, was hältst Du davon, wenn du wieder mit uns im Bus zurück kommst zum Hotel. Ich hab’s Dir noch nicht gesagt, aber das hier ist meine letzte Aktion beim Label. Ich habe gekündigt. Und demnächst gehe ich für ein Jahr auf die Philippinen. Wir werden uns wahrscheinlich sehr lange nicht mehr sehen. Und ich kann auch nicht versprechen, ob ich den Kontakt zu jedem halten kann dort drüben. Deshalb wäre es schön, wenn wir diese Nacht noch ausnützen. – Ich würd’ mich wirklich freuen, wenn Du mit kommst..... bitte!“  Ich überlegte einen Moment und sagte dann zu. – Klar, Peter würde das als neuerliches Zugeständnis empfinden, und einen weiteren Versuch starten. Aber die Aussicht wieder im Bus mit zurück fahren zu dürfen und noch etwas Zeit mit Regine und den anderen Jungs zu verbringen, war doch verlockender als der Gedanke jetzt noch bei Schnee und Kälte mutterseelenallein zu irgendeinem Nachtbus zu traben. . Und außerdem, - vielleicht hatte sich Peter inzwischen ohnehin eine von seinen Verehrerinnen in der Garderobe angelacht. Das wäre gerade recht so. –
 Wir saßen bereits im Bus. Josh, wie gewöhnlich mürrisch und verschlossen, Johnny mit seinem Dauergrinsen und immer gut gelaunt und Kenny, der sich mit einer Flasche beschäftigte, deren Korken sich nicht ziehen ließ. Ein derb-kräftiges Fluchen war die Folge. -
Und dann kam Pete, noch immer umgeben von all diesen Nachtschatten-Gewächsen. Heiliger Strohsack, das durfte doch nicht wahr sein, oder?! Diese schwarz-gekleideten Grazien umschwärmten den Hünen wie Bienen den Honig. „Okay“, Regine klatschte in die Hände. „Lasst und Wetten abschließen. Welche wird wohl das Rennen machen, was denkt ihr.“ – Johnny: „ich glaube, es wird die Tussi in dem grün-schwarzen Dress sein. Die ist am ehesten sein Typ.-  „Nein“, unterbrach Kenny. „ Ich glaube eher, es ist die Bitsch auf der linken Seite.“ – Johnny: „Okay, - wie viel, wenn ich recht habe?“  -   Kenny: „lass uns um eine  Flasche Jacky wetten.“ -  Regine und ich konnten nicht mehr vor Lachen. „Hey, Jungs, macht ihr das immer so?“. – „Es ist doch wahr“, verteidigte sich Johnny. „Der Typ schleppt nach jedem Konzert die Girls ab, manchmal sogar zwei in einer Nacht, und kann sogar noch aussuchen unter mindestens 20 verschiedenen Pflanzen. Und uns beachtet keine. Immer nur Peter, Peter, Peter...... Aber er kann sich’s ja auch leisten. Er ist nicht verheiratet so wie wir. Ja, er hat nicht mal eine Freundin zur Zeit.“ -  Kenny knurrte: „was ist? Gilt der Deal jetzt?“ – „Klar gilt er“. – Wir hingen an den Fensterscheiben des Tourbusses und harrten der Dinge, die da kommen würden. Es war fast so spannend wie ein Krimi. Aber das Resultat ließ uns, gewissermaßen mich dann, doch fast aus den Schuhen kippen. – Um es kurz zu halten, Mr. Steele verabschiedete sich lieb und nett von allen seinen Göttinnen, stieg in den Bus, schloss die Türe hinter sich , und........ setzte sich neben mich, um mich umgehend mit seiner mächtigen Pranke besitzergreifend an seine Brust zu ziehen. -  Ich wollte, ich hätte damals meinen Gesichtsausdruck gesehen in jenem Moment. Und wie auf  Kommando ertönte schallendes Gelächter, inklusive Josh, der sich diesmal sogar ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Ich hingegen wusste jetzt nicht, ob ich lachen oder weinen oder mich gar geschmeichelt fühlen sollte. Hauptsache die anderen hatten ihren Spaß, grollte ich. 
Am Hotel angekommen, wurde vor Verlassen des Busses noch schnell das Bierarsenal geplündert. Peter musste dringend für kleine Jungs und verschwand umgehend, Josh verabschiedete sich so oder so wortlos, und Johnny und Kenny, die ein Zimmer teilten, schlugen vor, dass wir bei ihnen noch eine Room Party veranstalten sollten. Klar, das ließ sich machen und war mir bedeutend lieber als in den Fängen von Mr. Steele fest zu kleben. Denn, wenn ich auf eine Sache absolut keine Lust hatte, dann war es ein Tete’a’Tete mit diesem unförmigen, grobschlächtigen Koloss, dessen Ego bereits etwas angeknackst schien dank meiner doch ziemlich distanzierten Haltung.

Wir begaben uns also auf Johnny und Kennys Zimmer und machten es uns auf dem riesigen Bett gemütlich. Kenny zog ein paar Linien Kokain, holte tatsächlich eine Flasche Jack Daniels hervor und schenkte großzügig ein. – Die Situation war irgendwie urkomisch. Standen die Jungs doch vor ca. 3 Stunden noch mit Grabesmienen auf der Bühne vor ca. 5000 Fans und  gaben dramatischen Weltuntergangs-Sound zum Besten. Und jetzt saßen wir da zu viert in diesem kleinen Raum und lachten uns über die unwichtigsten Kleinigkeiten dusslig  – herrlich! Soviel zur Imagepflege. -
Es klopfte an der Tür. Es war  ja klar doch - Peter., - wer sonst. Kenny sah mich an, sagte aber kein Wort. – Nr sein Blick meinte: -  du wirst doch jetzt nicht doch noch mit unserem Oberindianer poppen, oder’?  Peter trug nur ein ärmelloses Muscleshirt. Er schluckte höchstwahrscheinlich Anabolika. Denn seine Muskeln, waren nicht die eines hart trainierenden Athleten, sondern sie wirkten irgendwie künstlich. Er schnappte sich jedenfalls die Fernbedienung und zappte sich lustlos durchs Programm des TVs. An der allgemeinen Konversation schien er kein Interesse zu haben. – Niemand hatte Lust fern zu sehen, nicht hier und nicht jetzt, - er wahrscheinlich am allerwenigsten. Sogar ein Pornokanal weckte kein Interesse in ihm . Was tat er eigentlich hier? Keiner wollte ihn hier haben und benötigte den Riesen. – Peter schien es letztendlich doch kapiert zu haben, erhob sich und machte den Anschein das Feld räumen zu wollen. Er drehte sich um, sah mich an und fragte: „Kommst Du mit?“. Zuerst tat ich, als ob ich ihn nicht gehört hätte. Aber auf seine neuerliche Frage hin, antwortete ich mit einem klaren: „Nein, no way“. – Ein sekundenlanger ausdrucksloser Blick, und die Türe fiel ins Schloss. – „Yeahhhhhh!!!!“ Kenny schrie wie ein Verrückter. Er sprang auf, packte mich, zog mich vom Bett und wirbelte mich im Kreis herum. „Das ist großartig honey, Du hast’s ihm gegeben. Endlich mal eine Frau, die nein sagt. Das tut seinem Ego verdammt weh, das kannst du mir glauben. Das verdaut er nicht so schnell. Auweia, und jetzt muss er glatt eine Nacht allein verbringen, der Arme.“ Kenny drückte mir mindestens 5 Küsse ins Gesicht, umarmte mich immer wieder und freute sich wie ein kleines Kind unterm Weihnachtsbaum. „I luv ya Babe“ rief er. „You are great“. Und wir stolperten und fielen beide  rücklings auf das Bett. Man konnte nur hoffen, dass die Räume rechts und links von unserem  unbewohnt waren. Denn als dezent hätte man dieses Happening hier nicht bezeichnen können. Wieder eine halbe Stunde später: Johnny gähnte. „Hey, Leute, seid mir nicht böse, aber ich muss mich hinlegen. Ich bin fix und alle.“ Sagte dies und begann sich in aller Seelenruhe  auszukleiden. Er legte sich, nur mit einem Slip bekleidet ins Bett und war fast augenblicklich weg getreten. Die Erschöpfung des Tages, Alkohol und letztendlich das weiße Zeugs hatten ihn schach matt gesetzt. 

 Wir  überlegten was zu tun sei. „Okay, lasst uns auf mein Zimmer gehen,“ schlug Regine vor. – Kenny verschwand noch mal, um sich Zigaretten zu besorgen, und wir setzten unser Gathering, wie man so schön sagt, auf Regines Zimmer fort.  Inzwischen war es bereits halb fünf Uhr morgens. Jetzt nach Hause gehen.... nein, - lohnte sich nicht mehr. -  Kenny hatte irgendwann  den Anhänger an meiner Kette entdeckt, die ich immer um den Hals trug. An dieser Kette hing und hängt auch heute noch mein Handy, mein Haustürschlüssel und eben jener Talismann, den ich nach wie vor als meinen Glücksbringer betrachte. Mein Vater hatte ihn mir  geschenkt. Genauer gesagt, waren es zwei goldene Anhänger die er mir gegeben hatte. Der eine in Form eines Penis, der andere stellte das weibliche Geschlechtsteil dar. – Kenny zeigte sich jedenfalls schwer beeindruckt von dem Ding. Oder war es nur sein doch schon leicht abgehobener Zustand, der etwaige Dinge in ein grelleres Licht rückte. „Kann ich das haben“, fragte er. – „Nein, sorry, das gebe ich nicht her. Hätte ich das weibliche Gegenstück hier, würde ich es Dir geben. Aber es liegt  zu Hause. Den Penis geb ich nicht her.“  - „Schade“ meinte Kenny, und zuckte resignierend mit den Schultern. Regine war inzwischen fest eingeschlafen. Sie war ziemlich zugekocht gewesen zum Schluss. Ich glaube, nicht einmal ein Weltuntergang hätte sie noch wach bekommen. Das Beste war, sie war im Badezimmer vorne über in die Wanne gekippt, und da lag sie denn friedlich schlummernd. – Kenny und ich blickten auf sie nieder, sahen uns in stillem Einverständnis an und schlossen leise die Türe vom Bad. Er nahm mich wieder in den Arm und..........

.....als ich am frühen Morgen unbemerkt das Hotel verließ und zwangsläufig an Peter Steeles Zimmertür vorbei kam, blieb ich kurz stehen, holte die schwarze Königin seines Schachspiels aus der Tasche und legte, (nicht stellte) sie vor seine Türe. – Schachmatt dem beschissenen Ego !


Epilog:

Fast 3 Jahre später....  Type’O’Negative gastierten erneut in München, spielten allerdings in einer anderen Halle und fuhren anschließend sofort weiter. Na ja nicht sofort. Peter rauschte an mir vorbei, ohne mich großartig eines Blickes zu würdigen, im Schlepptau wieder ein paar seiner üblichen Nachtschattengewächse, die er in seine ‚alleinige’ Garderobe zerrte und die Türe hinter sich schloss. Das Ego des großen Meisters brauchte anscheinend wieder einen Aufschwung.  Kenny und ich saßen an einem Tisch, mussten lachen in Erinnerung an damals und stießen mit, wie sollte es anders sein, einem Whiskey der Marke Jack Daniels an. Und ganz zum Schluss drückte er mich wieder ganz fest, seufzte gottergeben und meinte: „You know what Darling?  I could really fall in love with you“.  Ich begleitete ihn  hinaus zum Bus für ein Good Bye,  nahm seine Hand und legte einen kleinen goldenen Anhänger hinein.  Und den hat er wohl heute noch, - denk' ich zumindest. – 
See you  again..... irgendwann!


Sorry, ich glaub, da war'n wir nimmer ganz nüchtern!           

 Story ebl/musicmirror