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Jawohl - dass in München ein Hofbräuhaus steht, das weiß sogar unser blonder Rauschgoldengel aus New York, - Prost... Und wenn man schon von der Plattenfirma zu vier Tagen -Festkleben- in der Weißwursthauptstadt verdonnert wird, dann muss man halt einfach das Beste daraus machen. Und tatsächlich bringt es Christopher Caffery auf die Reihe, sich an den Highlights von München zu ergötzen. Aber typisch bayrisch müssen sie sein, darauf besteht er. Nun, - wie sagt man bei uns so schön...? Auf geht's zum schichtln, und das Hofbräuhaus liegt gleich um die Ecke. |
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Nein, er
sieht wirklich nicht aus wie ein Hardrock-Musiker - eher wie ein, -
gerade aus der Pupertät entwachsener kalifornischer Sunnyboy, der mit
glänzenden Augen den Weihnachtsmann sucht. Aber erstens ist Chris,
trotz seines jugendlichen Aussehens bereits ganze 37 Jahre alt (und noch
immer ledig und Single, wie er ausdrücklich betont). Zweitens stammt er
nicht aus Kalifornien, sondern aus dem Big Apple - New York, und
drittens... "Ich gehe nie ohne Baseball hat auf die Straße.
Darunter kann ich mich wunderbar verstecken", meint er lapidar.
Allerdings macht Chrissy-Boy nicht unbedingt den Eindruck als ob er
unter Minderwertigkeitskomplexen leiden würde. Nennen wir es mal eher -
Macht der Gewohnheit. Und schließlich - was wäre ein Ami ohne seine
Baseballkappe?! Eines kann ich Euch jedenfalls versichern, ein
eventueller Sonnenschein im Haupthaar ist mit hundertprozentiger
Sicherheit nicht der Grund für die Kopfbedeckung. Ich mein ja nur....
Wir heißen ja schließlich nicht Scorpions oder so ähnlich.... Anyway, nachdem wir uns den Abend vorher bereits bei einem Monster Magnet-Konzert in meiner Heimat im benachbarten Österreich, vertrieben hatten, |
und Chris innige Freundschaft mit den guten Geistern Zillertaler
Schnapsbrennkunst für
alle Ewigkeit besiegelte, hält sich sein sonst so überschwenglicher
Redefluss heute deutlich in Grenzen. Mein lieber Herr Gesangsverein!!! Ich war immer der Meinung, ich rede viel. Aber das Mitteilungsbedürfnis eines Herrn Caffery, das ohne Punkt und Komma jeglichen Rahmen sprengt, ist kolossal. "Ich musste mich schon als kleiner Junge immer gegen alle anderen durchsetzen", verteidigt er sich. "Irgendwann habe ich festgestellt, dass man nur ein wenig Redegewandtheit benötigt, um zu seinem Soll und Recht zu kommen. Und durchgesetzt habe ich schon immer, was ich wollte." Den Rand seiner Mütze etwas zurück schiebend, fügt er noch schnell hinzu: "Und wenn mich jetzt noch einer fragt, warum ich nicht schon früher daran gedacht habe, ein Soloalbum zu machen, dann springe ich ihm persönlich an die Gurgl. Ich kann es nicht mehr hören. Ich nehme demnächst ein Tonband auf und lasse es laufen. Das erfüllt den gleichen Zweck, und ich kann in Ruhe ein Bierchen mehr trinken. Das darf man nicht falsch verstehen, denn ich will ja auch ein paar Scheibchen verkaufen. Aber wenn Du 100 x am Tag mit der selben Frage gelöchert wirst, dann spielt dein Hauptnerv im Zentralgestirn irgendwann Ping Pong. Aber im großen und ganzen ist das Leben ganz okay so im Moment. Ich bin nach wie vor in einer großartigen Band namens Savatage und natürlich beim Trans Sibiran Orchestra. Und über allem bleibt auch noch ein wenig Zeit, um mein eigenes Ding durch zu ziehen. Ich kann mich nicht beklagen. Mein Leben ist schön. |
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Aber vergeben und vergessen ist alles, weil wir nach ausgiebigem Ansichtskarten-Kauf schließlich und endlich doch noch den Fuß über die Schwelle des Touristentempels Hofbräuhaus setzen. Und da ist er schon, der Musikus-Kollege unseres Hardrockers, ebenfalls in Lederhose (aber bayrischer Art) gewandet. und das Wallehaar entpuppt sich als zünftiger Gamsbart am Filzhut. "Hold on, hold on"...., schreit ein aufgeregter Blondschopf, der sofort die Kamera zückt und sein neues Objekt der Begierde in totaler Verzückung in Grund und Boden knipst. Der Exote nimmt's zur Kenntnis und lässt sich bereitwillig von ihm ablichten. "Weißt Du", meint Chris, "ich habe das zwar schon einmal gesehen, und manchmal findet man sowas auch in New York. Aber es ist doch etwas anderes hier. Das macht die Atmosphäre aus. Ich liebe Atmosphäre, wenn sie zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Ich habe das schon oft erlebt, wenn ich selbst auf der Bühne stehe. Da spürt man auch sofort, ob die Aura stimmt oder nicht. Und danach richtet sich auch meine Spielfreude." Nun ja, der bayrische Jodelkünstler hier macht jedenfalls nicht den Anschein, als ob er mit Leib und Seele bei der Sache ist. Ehrlich gestanden, lässt ihn der Enthusiasmus unseres Vorzeige-Amis ziemlich lauwarm, und mit stoiischer Miene setzt er seine oberbayrische Heimatsonate fort., ohne den Kollegen auch nur noch eines letzten Blickes zu würdigen. Aber das Erinnerungsfoto ist im Kasten, und schnell wird im Vorbeigehen noch eines von der Brezen-Kaskade im Innenhof gemacht. |
Nächste
Hürde: die Speisekarte. Das Angebot für eine Erläuterung der
bayrischen Nationalspeisen wird dankend abgelehnt. "Ich hätte am
liebsten von allem etwas", ist Mr.Cafferys Lösung. Nur lässt sich
diese nicht verwirklichen. Als erstes - ein Maß Bier, hell, kalt
und mit viel Schaum (damit ja nicht zuviel Bier ins Krügl passt -
bayr.schlechte Angewohnheit) Chris stört das weniger. Er macht einen
tiefen Zug und entschließt sich nach ewigem Hin- und Her letztendlich
für Krautwickerl (hochdeutsch: Kohlrouladen) Während wir auf's Essen
waren, gibt er sein Urteil über's Bier ab. "Ja, der Stoff hier ist
schon lecker und viel süffiger und stärker als bei uns drüben.
Hätten wir auch so einen starken Gerstensaft, dann wäre ich schon längst zum
Alkoholiker avanciert. Hast Du schon mal Bud Light getrunken?"
(Anm. - ja es schmeckt wie Wasser) "Das geht durch wie Limo. Man
kann es literweise runterspülen und spürt rein gar nichts."
Sagt's und tut zur Bestätigung gleich noch einen
Riesenschluck...."Oh, sorry, pardon me...." - Nun, die
akustische Bestätigung ist nicht zu überhören. Chris philosophiert gern über Gott und die Welt. Und mittlerweile hat seine Gesprächigkeit wieder den oberen Grenzwert erreicht. Politisch zwar höchst interessiert, hält er sich trotzdem Gott sei Dank mit seiner Meinung und der, wie sollte es anders sein, - bei Rockmusikern - Anti-Bush-Tendenz, zurück. "Ich diskutiere schon über diese Dinge. Und im Augenblick stehen wir Amis ganz schön im Regen. |
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Ich denke zwar, politische Ansichten kann man austauschen, aber sie gehören überall hin, nur eben keinesfalls auf eine Bühne. Unterhaltung ist Unterhaltung, und Politik ist Politik. Und jedes hat seine eigene Austragungsstätte." Die zweite Maß Bier geht zur Neige, und Christopher zeigt noch immer keine Jodelambitionen. Ich erkläre ihm, dass es noch weit besseres Bier gibt als das von Hofbräu. Unter uns gesagt, kein echter Bayer trinkt Hofbräu-Bier. Das tun nur Touristen. Also Grund zum Aufbruch. |
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Nächste
Haltestelle: der Marienplatz, das Herz Münchens, wo just um 17 Uhr das
Glockenspiel beginnt. Da drehen sich oben im Turmfenster ein paar
geschnitzte Holzkaspern im Einklang monotoner Glockenmusik, und all die
Japaner, Australier, Engländer, Südafrikaner und eben Amis verrenken
sich die Hälse und starren in wonniger Glückseligkeit auf Münchens
zweites Wahrzeichen. Klar, das muss selbstredend auch auf die
Speicherkarte von Chris Digitalkamera, und zwar in mindestens 25-facher
Ausführung. Sicher ist sicher. Augustiner Bräu heißt die nächste Station.- Jawohl, das ist bayrische Braukunst, und zwar der allerbesten Sorte. Ein frisches Weißes ist es diesmal, was Sunnyboy verdrückt. "Ja, ja, ich weiß, was Weißbier ist! Ich habe das schon getrunken - delicious!!!" Verrollt die Augen, schließt sie, und trinkt zur Bestätigung mit einem Satz das halbe Glas leer. "Bedienung, noch eines bitte!" - ist die logische Reaktion, und Chris sinniert: "Ach, hier in München könnte ich es schon länger aushalten. Die Stadt ist so gemütlich und ohne Hektik im Gegensatz zu New York" Wir sind da anderer Meinung, aber wir leben ja auch nicht in New York. "Gott sei Dank wohne ich nicht direkt in Manhattan und bin sofort draußen im Grünen, wenn ich das Bedürfnis danach habe. Ich bin oft bei meiner Mutter und fahre da mit dem Traktor auf den umliegenden Wiesen herum. Wir haben einen Bauernhof mit vielen Hühnern und Enten. Jede hat einen Namen, und ich unterhalte mich immer mit ihnen." Unser Freizeitfarmer zeigt stolz einige Fotos seiner schnatternden Freunde herum und erzählt, welche Ente auf welchen Namen hört. Da gibt es eine Rosi, eine Tessy und eine Monica. Einige leben nicht mehr, da sie von einem Verrückten abgeknallt worden sind. "Wenn ich den Kerl in die Finger kriege, der das getan hat, dann Gnade ihm Gott. Abgesehen davon, ist es der ideale Ausgleich zur Musik, wenn ich einmal total abschalten und nichts hören und sehen will." |
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Apropos
sehen...Chris ist Kontaktlinsenträger dank Kurzsichtigkeit mit fast
minus sieben Dioptrien. Somit Blindschleichen-Bonus inbegriffen. "Zu Hause trage ich ausschließlich Brille.
Das bekommt meinen Augen besser. Und dort sieht mich ja keiner - na ja,
zumindest niemand aus der Szene oder der Öffentlichkeit." (Anm.
Schade ein Foto - Chris mit Brille wär sicher ganz sexy!) Die Bitte
sich einmal mit Brille ablichten zu lassen, wird auch prompt und keinen
Widerspruch duldend abgelehnt. Als Frau will man natürlich auch wissen,
ob und wie es mit der Familienplanung aussieht. "Nein, noch habe
ich das nicht vor. Ich habe sowas wie eine beste Freundin. Kemp
heißt sie. Mit der bin ich viel zusammen. Ich schätze, irgendwann
werden wir heiraten. Aber sicher nicht in naher Zukunft." (Anm. Ja
ja Chris, so hält man sich den sogenannten Freibrief für anderweitigen
angenehmen Zwischen-Zeitvertreib offen. Ganz nach dem Motto - Take it
easy - , stimmt's?!) Ein geplanter Konzertbesuch zu Al Di Meola wird von Chrissi-Boy dankend abgelehnt. Er wäre nicht in der Laune für - old people-music - heißt es (Anm. ich bin entsetzt). Der wahre Grund ist allerdings eher die nächste nahe gelegene Biergaststätte, um sich dort das siebte - oder ist es schon das achte? Bierchen rein zu ziehen. Er habe so viel mit Musik zu tun, heißt es aber offiziell, da tue ihm die tonfreie Zeit auch mal ganz gut. |
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Zu
Grand Finale lernt unser Metal-Gitarrero noch die Münchner
Nightclub-Szene kennen in der Kultfabrik (ehemals Kunstpark Ost) und
begießt diese mit, ich weiß nicht mehr wievielen Caipirinhas.... Der
Gedanke schon bald wieder das Feld, bzw. München räumen zu müssen,
behagt Chis nicht. Wie bereits erwähnt, er hätte gern noch etwas mehr
Zeit dran gehängt. Aber Flugreservierungsprobleme verhindern dieses
Ansinnen. Also resigniert er gottergeben und lässt sich letztendlich
und nicht allzu spät wieder ins Hotel zurück bringen. Früh aufstehen
heißt es für den nächsten Morgen. "...Und wenn ich zuviel
trinke, dann kann ich hinterher im Flieger nicht schlafen", betont
Meister Proper. Nun, ich schätze, diese Erkenntnis kommt diesmal etwas zu
spät.
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