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and you can still call me
Larry.....
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…..nun, einige Jährchen hat diese Scheibe auch schon auf dem Buckel,
wie so viele andere auch dieses Ausnahmemusikers. Aber wer ist eigentlich
Lawrence Gowan, dessen Name zwar vielen von uns irgendwie ein Begriff ist,
wir aber dennoch nicht wirklich was damit anzufangen wissen? Klar für
eingefleischte Fans des melodischen Rocks ist dieser Mann beileibe kein
unbeschriebenes Blatt mehr. Immerhin kann Lawrence, Larry oder auch nur
einfach Gowan auf eine beachtliche und sehr lange Karriere als
Profimusiker zurück blicken, inklusive mehr als einem halben Dutzend Alben und
etlichen Credits auf anderer Leute Platten.Der gebürtige Schotte fand
ziemlich schnell seine Heimat in Toronto/Kanada, und nicht viele Leute
wissen heutzutage noch, wo Gowan tatsächlich
seine ursprünglichen Wurzeln hatte.
Larry: „meine Eltern verließen Großbritannien als ich noch ein kleines
Kind war. Und wir übersiedelten nach Kanada. Deshalb habe ich auch nicht
viel Erinnerung an mein Geburtsland. Aber den schottischen Akzent kann ich
immer noch ein wenig sprechen“
Die meisten von uns hier in Europa haben den Entertainer, und das ist er
im wahrsten Sinn des Wortes, im Jahr 2000 zum ersten Mal live on stage
zusammen mit Styx erlebt. Und schon da konnte der schmächtige (und noch
immer) Junggeselle von einer Sekunde zur anderen überzeugen, dass er mit
Sicherheit zu den besten Showmen auf dieser Welt
gehört.
Und ein hervorragender Musiker ist er ohnehin. Zwei Jahre
vorher, also 1998 war er für den damals ausgeschiedenen Dennis DeYoung
in die Band gekommen. Und seitdem ist er fester Bestandteil dieser Rock-Legende.
Fünf Jahre nach diesem ersten Europa-Trip mit Styx
war die Truppe just gerade
erst wieder hier. Und bei beiden Malen, die ich diese Band jetzt live
gesehen habe, war ich mir hinterher nicht sicher,
ob es sich um eine Styx-Show oder eine Lawrence Gowan Show feat. Styx
gehandelt hat. – Beste Beschreibung: Styx stellt das Dynamit dar, und
Gowan den nuklearen Sprengkopf.
Auch wenn die Gesangsparts redlich geteilt werden in der momentanen
Inszenierung, so zieht Larry 90% der Aufmerksamkeit auf sich,
hervorgerufen durch eigenwillige Foltermethoden, mit denen er sein
Keyboard malträtiert, akrobatische Luftsprungeinlagen,
und die imaginäre aber deutlich spürbare Anziehungskraft seines
sagenhaften Charsimas.
Schon die erste Europa-Reise hat Lawrence Gowan selbst am meisten
beeindruckt. Als kleines Dankeschön hinterließ er damals eine persönliche
Botschaft an alle Fans auf seiner Homepage. Ich zitiere:
„Guten
Tag, meine Damen und Herren! (Anm. auf deutsch wohlgemerkt) Gerade als wir
nach den US-Dates dachten, es könnte gar nicht mehr besser gehen, - was für
ein Trip in Deutschland! Die Fans hier waren so großartig, dass wir
danach direkt Angst bekamen wieder zurückzukehren. Als wir – z.B.
Tommys Song „Boat On The River“ spielten, erzielte dieser eine
Wirkung, wie wir sie noch nie erlebt hatten. Was für ein Lied! Ich hatte
auch die Möglichkeit Beethovens Geburtshaus zu besuchen, und mit dem
Schiff den Rhein hinauf zu fahren. Ich habe meine Cousin Andrew nach
langer Zeit wieder einmal gesehen, der extra aus England angereist war.
Ich bin in den Kaiserkeller gegangen, wo schon die Beatles auftraten. Und
ich wurde Zeuge von einigen ziemlich obskuren, bizarren Vorstellungen auf
der Reeperbahn, ohne dass ich darin involviert gewesen wäre. Überraschenderweise
fand ich sogar einige bekannte Gesichter im Publikum, die wir schon aus
Amerika und Kanada kannten. Ich habe wieder einige Wörter Deutsch dazu
gelernt und überhaupt war das Ganze eine wertvolle weitere Erfahrung.
Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.“ L.Gowan
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Larry Gowan München 2000
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Nun, das nächste
Mal hat gerade wieder stattgefunden. Und ein übernächstes Mal wurde uns
für die nächsten zwei Jahre versprochen.
Styx erleben auch diesmal
wieder einen Triumpfzug, wie es seinesgleichen sucht. Und Lawrence meint
dazu: „Ich habe meine Soloprojekte vorerst auf Eis gelegt. Bevor ich 50%
Energie in meine Karriere und die anderen 50% in die von
Styx lege, möchte
ich lieber 100% in eine Sache stecken. Und das ist nun mal
Styx. Das heißt
aber nicht, dass ich nie wieder ein Soloalbum in Angriff nehmen werde.
2006 werde ich sogar einige Auftritte in Kanada mit einem
Symphonieorchester absolvieren. Aber ansonsten hat
Styx Vorrang bis auf
weiteres.“

Es ist unheimlich schwierig, eine kurze Retrospektive über einen Mann zu ziehen, der schon so viel in seinem
Musikerleben gemacht hat, dass man damit ein Buch füllen könnte. Aber
ich versuche zumindest die wichtigsten Stationen hier festzuhalten. Sieht
man dem junggebliebenen Altrocker mit dem spitzbübischen Ausdruck um die
Augen ins Gesicht, möchte man es fast nicht für möglich halten, dass
dieser langsam aber sicher auf die 50 zugeht. Aber das Musicbusiness hält
bekanntlich jung, vor allem, wenn man die richtige Einstellung dazu hat.
– Ausgebildet als klassischer Konzertpianist, tingelte er Anfang der
70er Jahre durch die Szene Torontos und war alsbald bekannt für seine
Liebe zum progressiven Rock. 1976
formierte Larry seine erste Band „Rhinegold“.
Die Gruppe lehnte sich
an Genesis, Supertramp und Queen an, sowie an die Beatles, deren Songs
vereinzelt ins Liveset flossen. Rhinegold bot solide Rockshows mit viel
Substanz und Tiefgründigkeit und vor allem Texten, die ganze Geschichten
erzählten. Das Trio galt in Kanada als eines der bekanntestens neben Rush
und Triumph. Aber der Zahn der Zeit nagte auch an ihnen. Ende der 70er
Jahre hielt der Discosound Einzug. Und mit ihm starb Rhinegold.
Die erste Solo-Platte erschien 1980.
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Gowan überbrückte die folgende Zeit mit verschiedenen Gastauftritten bei
anderen Künstlern, bis er 1982 einen Recorddeal bei CBS Canada ergatterte. Seine vielen Demoaufnahmen
landeten aber meist bei den falschen Produzenten, die diese als überholte
Siebziger Retros abtaten. Erst 1984, als Gowan auf Jerry Marotta traf, eröffneten
sich wirkliche Perspektiven. In Ringo Starrs Haus an der französischen
Rivera wurde der Grundstein zu dem Album „Strange Animal“
gelegt, das das Licht der Welt 1985 erblickte. Aus dieser Scheibe gingen
etliche Singles hervor wie „Criminal Mind“, „Guerilla Soldier“
oder „Cosmetics“.
Und während Larry nach wie vor
mit anderen Musikern wie den Kinks tourte, erhielt er 1986 dann
erstmalig die Chance als Support von Tears For Fears sich selbst zu
promoten. Das Resultat waren etliche Auszeichnungen, sowie 300.000
verkaufte Exemplare der Platte. 1987 erschien dann „Great
Dirty World“, - der nächste Streich Gowans
mit der Hitsingle „Moonlight Desires“, bei welcher übrigens Jon
Anderson von YES einen Gastauftritt hatte.
Auch wenn diese Lp nicht an die Verkaufszahlen der vorhergehenden
heran reichte, so eröffnete sie dem Multitalent Gowan doch die Möglichkeit,
ausgiebigst unter seinem eigenen Namen zu touren.Die darauffolgenden
Jahre verbrachte der Musiker damit, sich selbst neu zu finden und
sich weiter zu entwickeln. Das alles unter dem wachsamen Auge von
Rob Roper, der alsbald auch sein Manager wurde. |

Great Dirty
World
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Das dritte Album
„Lost Brotherhood“
erschien 1990
wiederum in Zusammenarbeit mit
Jerry Marotta. Produziert wurde das Ganze
von keinem geringeren als
Eddie Schwartz, der selbst bereits eine Legende
am kanadischen Rockhimmel war. Zum ersten Mal war auf dieser Scheibe auch
eine Ballade zu finden. Und es wurde ein ziemlich anzügliches Video
gedreht um Larrys Image als immer noch zu habender Rock’n’Roll
Junggeselle zu unterstreichen. Und wieder zog sich
Gowan aus der Szene zurück
um sich ein drittes Mal neu zu orientieren. Statt seinem Keyboard nahm er
eine Akustikgitarre zur Hand, um die nächsten Songs zu schreiben, - und
das alles in
Jerry
Marottas Haus in Woodstock. Das Ergebnis war mehr als
spektakulär und äußerte sich 1992 in Form der CD
„But You Can
Call Me Larry...“ Der Titel dieses Albums resultierte aus der
Tatsache heraus, dass Gowan im Laufe der Jahre mehrmals seinen Namen geändert
hatte – von Lawrence Gowan in Gowan und zurück in Lawrence Gowan. Die
erste Singel daraus „When There’s Time For Love“ katapultierte ihn
wieder zurück in die Charts und ließ ihn nur mit einem Piano und einer
Akustikgitarre auf Tournee gehen. Erst mit der zweiten Single „Dancing
On My Own Ground“ stellte er dann wieder eine vollwertige Band
zusammen und promotete letztendlich dieses Vinyl.

You Can Call
Me Larry
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The Good
Catches Up
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Nachdem Larry
Anfang 1995 als Mitglied einer Allstar Band – zusammen mit Jerry Lewis
und Carl Perkins den Geburtstag von Ronnie Hawkins feierte (Gowan war in
der Vergangenheit für kurze Zeit in der Hawkins
Gruppe), veröffentlichte
er im selben Jahr noch die nächste Scheibe „Good Catches Up“.
Das Werk setzte zwar nicht die Welt in Flammen, aber entpuppte sich doch
als solide und stark genug, um drei Singles daraus auszukoppeln: Den
Titeltrack, „Guns And God“ und „I’ll Be There In A Minute“. Und
wieder folgten Auszeichnungen, nicht zuletzt hervorgerufen durch Gowans
ungemeines Engagement an Wohltätigkeitsprojekten. Das Jahr 95 sah seine
Platte „You Can Call Me Larry“ nachträglich unter Sony Canada zu Gold
werden. Außerdem wurde der Musiker ausgezeichnet für seine Songs „Soul’s
Road“, und „Dancing On My Own Ground“ welche zu den zehn meist
gespielten Titeln in der kanadischen Radiolandschaft zählten. Als die
Verkäufe stagnierten, versuchte sich Gowan einmal mehr als Solokünstler
mit einer One Man Show und supportete Burton Cummings auf dessen Tour
1997. Dabei warb er noch für gleich zwei Live-Alben, die im Glenn Gould
Theatre in Toronto und in Quebec mitgeschnitten wurden. Ende 2000 erschien
die erste „Best of Lawrence Gowan“ CD.

Live in
Toronto
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Live in
Quebec
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Best of...
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Healing
Water
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Der
Track „Healing Water“ stellte eine Widmung an Princessin Diana dar. Er
war sogar im Auftrag der BBC veröffentlicht worden, zeitgleich mit Gowans
UK tour, welche kurz nach Dianas Tod vonstatten ging. Dieser Schub an
Popularität in Großbritannien führte zu einer ähnlichen „Best
of...“ Scheibe namens „Homefield“
– 1998.
Ein weiteres Studioalbum stand zu Beginn 1999 am Start. Elf Songs
hatte Gowan fertig produziert, die darauf warteten veröffentlicht zu
werden. Aber daraus wurde vorläufig nichts. Schuld daran war ein
folgenschwerer Anruf im Mai 1999, der ihn veranlasste alles auf
unbestimmte Zeit auf Eis zu legen, um bei Styx für den gerade
ausgestiegenen Dennis DeYoung einzuspringen.
Gowan unterschrieb einen Vertrag für 53 Konzerte. Wieviele es allerdings
in der Zwischenzeit geworden sind, weiß er heute selbst nicht mehr so
recht. Und ein Ende ist nicht abzusehen. Er zog ein neuerliches Fazit mit
den Worten:
„Hallo Ihr Treuen! Ich grüße Euch, und lasst mich fragen,
war’s das schon wieder, oder ist es das noch. War’s für Euch auch
gut? Ich friere hier in Toronto und frage mich, ob das der echte
Weihnachtsmann war, den ich heute gesehen habe. Aber ehrlich, ich glaube,
die erste Zeit mit Styx on the Road war das Beste überhaupt. Ich könnte
nie eine bessere Zeit gehabt haben. So viele von Euch zu sehen und für
Euch zu spielen, hat meinem Leben erst den richtigen Spaß gegeben. Auch
all die Kommentare von Euch zu hören, einfach nur Eure Stimmen, den Vibe
zu verspüren, das war alles reine Energie. Ja, ich bin ein Hippie und
spreche wie einer. Ich wünsche Euch allen alles Gute. Gott beschütze
Euch oder Buddha, Muhammed, Bob Geldorf oder wen auch immer Ihr verehrt
oder auch nicht. Das ist Euer gutes Recht in dieser pluralistischen Welt,
wo die Schwerkraft uns festhält. Oder eben auch nicht, wenn wir das Ganze
dann von einer Weltraumstation betrachten. Okay, dann pfeift auf die
Schwerkraft. Nach alledem, fest steht, - es ist wieder ein Jahr vergangen.
Happy New Year, und möge die nächsten 12 Monate Eure persönliche
Rock’n’Roll Odysee sein.
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